Da die menschliche Psyche, ihre Wahrnehmungs-, Emotions- und Kognitionsfunktionen eben nicht mechanistisch funktioniert, halten wir es für höchst unwahrscheinlich, dass sich Menschen im üblichen Sinne der „Datenübertragung“ einander verstehen. Ständig machen wir die Erfahrung, dass die Verständigung durch Sprache(n) an ihre Grenze stößt, auch wenn wir „die gleiche“ Sprache sprechen. Umgekehrt ist es möglich, sich in Kontakt zu fühlen ohne auch nur ein Wort einer gemeinsamen Sprache zu teilen. Wie kann das sein?
Nehmen wir an, dass die Psyche jedes Menschen ein in sich abgeschlossenes, lebendiges, sich selbst regulierendes System ist, brauchen wir ein anderes Verständnis davon, wie beim anderen etwas „ankommt“. Wir beschreiben solche Prozesse mit dem Phänomen der Resonanz. Das bedeutet, dass während Du sprichst, in mir etwas mitschwingt. Ich fühle mich von innen her berührt. Es kommen Bilder, Ideen, Begriffe auf, von denen ich mir bewusst sein kann, dass sie zwar anlässlich Deiner Äußerungen entstanden sind, jedoch meinen eigenen Sprach- und Symbolwelten, entstammen. Es ist allein meine Psyche, die dem, was im Raum ist, Bedeutung verleiht. Insofern erübrigt sich, auf die eigenen „Wahrheiten“ zu bestehen, oder die Reaktion des Gegenübers in eine von mir beabsichtigte Richtung bewegen zu wollen. Vielmehr lohnt es sich, im Zuhören die Aufmerksam ganz auf mich zu richten, meine kognitiven und emotionalen Resonanzen, auf das, was gerade in diesem Augenblick geschieht, ohne den allzu schnell eintretenden Bewertungen Raum zu geben. Durch einen Austausch über unsere jeweiligen Resonanzen entsteht auf Dauer vielleicht auch die Möglichkeit, mitzubekommen, was in meinem Gegenüber lebendig wird, während ich mich äußere. Erst wenn wir lernen zuzulassen, dass in einer Kommunikation unterschiedliche, auch nicht gleichschwingende Resonanzen entstehen, entsteht ein sogenanntes Vertrauensgerüst, in das Resonanzböden eingezogen sind, auf denen es möglich ist, sich gegenseitig aufmerksam wertschätzend zu begegnen und letztlich getragen zu fühlen.